Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Verräter, Wendehälse und Bekehrte - Überzeugungswechsel in historischer Perspektive

Wo es um Grundsätze geht, hält historische Überlieferung Freund und Feind sehr genau auseinander. Dabei ist es oft nur eine Frage der Perspektive, ob der Überläufer nicht vielmehr ein Bekehrter oder der prinzipienlose Opportunist nicht eher ein Pragmatiker der Humanität ist.

Vor Ort Freitag, 14. März 2025, ab 13:00 Uhr Tagung

Wo es um Grundsätze geht, hält historische Überlieferung Freund und Feind sehr genau auseinander. Dabei ist es oft nur eine Frage der Perspektive, ob der Überläufer nicht vielmehr ein Bekehrter oder der prinzipienlose Opportunist nicht eher ein Pragmatiker der Humanität ist. Die Dichotomie der Narrative – Folge kategorischer sozialer Abgrenzungsmechanismen – verstellt mitunter den unbefangenen Blick auf den „Überzeugungswechsel“ und auf dessen subjektive Dimensionen. Vor allem aber wird so der „Überzeugung“ unhinterfragt eine gleichsam konstante, überzeitliche Bedeutung unterstellt, die es zu differenzieren und zu historisieren gilt. Auf der Tagung werden die subjektiven wie sozialen, politischen und religiösen ebenso wie die kommunikativen oder memorialen Dimensionen des Wechsel(n)s von Überzeugungen an Beispielen vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert untersucht: Was verstanden Menschen unterschiedlicher Zeiten und Kulturen unter „Überzeugung“ und was gaben sie davon zu verstehen? In welchen Situationen und warum nahmen sie darauf Bezug oder unterließen es? Und welche Rolle spielten Überzeugungen „tatsächlich“ für subjektiv oder von außen wahrgenommene Richtungswechsel, etwa bei Klostereintritten und Konversionen, bei der Bereitschaft zu Korruption und politischer Radikalisierung, im Handeln von Armen, Wissenschaftlern oder Beamten? Eine gemeinsame Tagung des Geschichtsvereins und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.